Thilo Schneider

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Private Krankenversicherung

Die private Krankenversicherung ist für viele Kleinunternehmer ein großes Problem.

Gesundheit muss bezahlbar sein - auch im Alter

In vielen Gesprächen mit Unternehmern, ganz gleich ob diese im Handwerk, im Einzelhandel oder in anderen Wirtschaftsbereichen tätig sind, höre ich oftmals "Es tut mir in der Seele weh, aber ich muss meinen Betrieb schließen". Auf Nachfrage kommt dann oft - manchmal nicht ganz ohne Scham: "Ich weiß nicht wie ich im Alter meine private Krankenversicherung bezahlen soll, das ist jetzt schon mehr als schwierig".

Das Problem ist hausgemacht und für den Laien oftmals nicht leicht zu durchschauen. In der Regel werden Menschen mit Aufnahme ihrer Selbständigkeit von Vertretern privater Krankenversicherungen angeworben. Die Hauptargumente sind vielfach die "gute medizinische Versorgung" und nicht - wie es später von der Bundespolitik oftmals dargestellt wird - die vermeintlich niedrigere Prämie. Denn dass die Prämie bei der privaten Krankenversicherung wirklich immer günstiger ist als die Kosten für die gesetzliche Krankenversicherung ist ein selbst in jungen Jahren ein Trugschluss und ein Schein-Argument, das vielfach verwendent wird um den Rückwechsel in die gesetzliche Krankenversicherung zu verhindern. Politik und Versicherungsgesellschaften tun bei ihrer Betrachtung nämlich immer so als würde ein junger Gründer unmittelbar nach seiner Geschäftseröffnung von einem Tag auf den anderen sehr hohe Gewinne erwirtschaften und das dann vermeintlich eingeparte Geld mit einer hohen Rendite veranlagen, um die Mehrkosten der privaten Krankenversicherung im Alter gegenfinanzieren zu können. Das stimmt natürlich vorne und hinten nicht - viele Gründer sind froh wenn sie in den ersten Jahren die Miete und sonstigen Kosten erwirtschaften können. Dass jeden Monat hohe Gewinne abfallen und diese dann noch risikolos mit 5 % oder mehr angelegt werden können ist eine völlige Illusion. Hier hat die Politik zu lange auf die Lobbyisten großer Versicherungskonzerne gehört und sich vollkommen von der Lebenswirklichkeit vieler kleiner Selbständigen entfremdet.

Im Jahre 2009 wurden weitreichende Reformen eingeführt, die vielen kleineren Geschäftsleuten Zugang zu einer bezahlbaren Krankenversicherung Zugang verschaffen sollten. Damit verbunden war auch die bis dato nicht gegebene Versicherungs-pflicht. Vorher konnten Selbständige frei entscheiden, ob sie sich krankenversichern wollen. Mit den damailigen Reformen wurde die Pflichtversicherung geboren. Der Grundgedanke eines adäquaten Versicherungsschutzes auch für Selbständige war gut, die praktische Ausgestaltung jedoch mangelhaft. Das lag auch daran, dass die Lobbyisten der Versicherungsgesellschaften die Politik "hinter das Licht geführt" haben. Seitens der Versicherer wurde suggeriert, dass die Versicherungsgesellschaften parallel zum System der gesetzlichen Krankenversicherung lebenslange private und von den Versicherern verwaltete Solidargemeinschaften bilden. Dieses Argument musste dafür herhalten, dass zur Sicherung der Beitragsstabilität der Versicherten bestimmten Altersrücklagen bei einem Tarifwechsel nicht mitgenommen werden können. Die Wahrheit hat später jedoch gezeigt, dass Versicherungsgesellschaften Tarife schließen, sobald diese nicht mehr an junge Beitragszahler verkauft werden können. In diesem Fall führt die Versicherungsgesellschaft einen neuen Tarif ein, der sich besser verkaufen läßt, während der alte Tarif geschlossen wird. In Konsquenz daraus kommen am "jungen Ende" keine neuen Beitragszahler mehr nach, so dass die Tarifgemeinschaft "veraltert" und dadurch der ohnehin schon sehr teure Tarif noch teurer wird. Alt-Versicherte können oftmals den bestehenden Tarif nicht verlassen bzw. es ist fraglich, ob der Abschluss eines neuen Tarifs zumindest für den Versicherten in einer individuellen Betrachtung sinnvoll ist. Entweder gelten die Versicherten - zumindest dann wenn sie die Versicherung in der Vergangenheit in Anspruch genommen haben (und dafür sollte ein Versicherung ja eigentlich da sein) als "vorerkrankt", so dass sie in den neuen Tarif nicht reinkommen. Oder aber die Alt-Versicherten würden entsprechend der Gesetzgebung aus dem Jahre 2009 sämtliche Alterrückstellungen verlieren, was dann eine Wahl zwischen "Pest und Cholora" wäre und die Entscheidung eines Wechsels in den neuen Tarif sehr erschwert. Wer in 15, 20 oder noch mehr Jahren mitunter 6-stellige Altersrückstellungen aufgebaut hat, möchte diese nicht "einfach" aufgeben. Auf der anderen Seite jedoch möchten Versicherte ebenfalls nicht 200 oder 300 Euro jeden Monat mehr als nötig bezahlen. Es darf insofern nicht sein, dass Versicherte ihre Altersrückstellungen verlieren, nur weil sie in einen anderen Tarif wechseln. Altersrückstellungen müssen potabel sein! Wenn wir tatsächlich eine lebenlange Tarifgemeinschaft hätten, könnten wir über das Thema diskutieren. Aber es kann nicht sein, dass sich Versicherungsgesellschaften auf Kosten der Alt-Versicherten bereichern und mit zunehmender Versicherungsdauer ein liberaler Wettbewerb zwischen Versicherungsunternehmen vollständig außer Kraft gesetzt wird, weil mit einem Wechsel der Wegfall der Rückstellungen verbunden ist. Der Wettbewerb zwischen den Gesellschaften muss aufrecht erhalten werden - auch bei Langzeitversicherten.

Wir brauchen eine stärkere Durchlässigkeit zwischen den Systemen

Was wir auf jeden Fall brauchen, ist eine bessere Durchlässigkeit zwischen den Systemen. Der Gesetzgeber muss weg von seinen naiven Vorstellungen der Vergangenheit, dass Unternehmer immer "reiche Gutverdiener" sind, die in jungen Jahren hohe Einkommen generieren. Wenn wir uns die Lebenswirklichkeit vieler Selbständigen ansehen, machen diese sich im frühen Berufleben, oftmals direkt nach ihrer Ausbildung, selbständig. Was mit Anfang 20 zählt sind v.a. die betrieblichen Dinge: Standort, Personal, Kunden, Lieferanten, Materialbeschaffung... Die höchstpersönlichen Dinge sind sehr weit, v.a. Fragen der Altersersorgung. Und genau dazu zählt für mich auch das Theme "Krankenversicherung". Denn wenn ich im Alter als Pflichtversicherter in der GKV 100 Euro und in der Privaten Krankenversicherung 1.000 Euro bezahlen muss (die Betonung liegt auf "müssen"), dann habe ich durch die GKV 900 Euro mehr in der Tasche. Und das ist das, was zählt. Diese Differenz muss ich durch regelmäßige Vorsorge erst einmal aufbauen - und wenn wir ehrlich sind, gelingt genau das vielen kleinen Selbständigen nicht. Altersarmut ist dann vorprogrammiert. Manch einer mag denken, dass derjenige einen komfortablen Ruhestand haben kann, der sich im Laufe seines Arbeitslebens 100.000 oder auch 200.000 Euro hat ersparen können. Doch auch ein solches finanzielles Polster ist schnell weg wenn man davon zum einen leben und zum anderen die Prämie für die Private Krankenversicherung bezahlen muss. Wer im Alter 1.200 Euro (teilweise auch noch mehr) für seine Private Krankenver-sicherung zu bezahlen hat, hat nach weniger als 7 Jahren ein finanzielles Polster von 100.000 Euro aufgebraucht. Da muss man sich alt werden erst einmal leisten können. Ist das Geld dann erschhöpft und hat man keine sonstigen nennenswerten Einkünfte, ist man Kunde des Sozialamtes bzw. des Job Centers - obwohl man sein Leben lang hart und viel gearbeitet hat. In meinen Augen ist das würdelos. Dagegen möchte ich antreten. Und darum fordere ich einen Wechsel zurück in die GKV auch ohne Betriebsschließung - die diese kostet auch uns als Gesellschaft, wenn dadurch Arbeitsplätze verloren gehen. 

 

 

Sojamethylester von UCY ENERGY

"Die private Krankenversicherung führt spätesten im Alter oft zu Problemen"